BRG19 beim 40.Bachmannpreis – Blitzlichter

Die 40.Tage der deutschsprachigen Literatur finden vom 29.6. – 3.7. des Jahres in Klagenfurt statt. 14 Autorinnen und Autoren lesen dabei um einen der renommiertesten Preise der Gegenwartsliteratur.

Die Lesungen eröffnete die Wienerin Stefanie Sargnagel mit dem Text „Penne von Kika“

„…ich bin ein Alien oder der Mondmann, ich will mir alles in Ruhe anschauen hier auf der Erde…“

Es ist die Brüchigkeit der großen Erzählungen von Identität, welche Stefanie Sargnagel in sehr direkter Form ins Wort setzt. Der Weg zum Eislaufplatz in der U-Bahn, das Gespräch mit der verlassenen Freundin und das Gedankenpflücken in der Bilderwelt fließender Tage und Nächte – die Unmittelbarkeit der Existenz in Begegnung und der Suche nach Erlebnis wird zum zu blätternden Tagblatt in registrierender Wahrnehmung

„..ich sitze neben einem Panoramafenster, unter mir der lebhafte zehnte Bezirk, Wettcafes, Kebablokale, 1-Euro-Shops…Die Kellnerin stellt mir den Teller mit den Nudeln hin, ich bedanke mich lächelnd und fange an zu essen. Sie schmecken nach gar nichts, genau wie ich es mag.“

Die Gratulation an die Autorin für den fulminanten Auftakt, die auch mit der Einladung zu einer Lesung an unserer Schule verbunden war.

Bachmannpreisträgerin 2016 – Sharon Dodua Otoo

Text/Herr Göttrup setzt sich hin

„…Seine über die Jahre im Wesentlichen gleich gebliebene Morgenroutine würde heute bald mit Beginn des gemeinsamen Frühstücks – genauer gesagt, mit dem Essen des Eis – enden…“

Die in Berlin lebende Britin Otoo überzeugte mit einem satirischen Text, der in einem sowohl an Loriot wie Kafka motivisch erinnernden Perspektivenwechsel und sprachlicher Leichtigkeit das psychologisch-existentielle Emotionsprekariat eines Ehealltags thematisiert. Ein weich gekochtes Ei wird zum Ei des Anstoßes in der Säulenhalle des familiären Rollenspiels der Wiederholung…

„Das. Ei. War. Noch. Weich. Wie konnte das nur sein? Er ließ das Ei augenblicklich auf seinen Teller fallen…“

Im Gespräch mit dem BRG19 betonte Otoo die Wichtigkeit von Kunst als Möglichkeit eines "empathischen Dialoges" von Mensch und Welt. Literatur kann zum "Grübeln" und Denken anregen und ist so ein wichtiger Baustein zu positiver Gesellschaftsentwicklung.

Gratulation an die Siegerin.

Der Autor Marko Dinic - Text "Als nach Milosevic das Wasser kam" - in gespannter Erwartung vor Lesebeginn...

Die Autorin Isabelle Lehn - Text "Binde zwei Vögel zusammen"

Alle Texte zum Nachlesen hier

http://bachmannpreis.orf.at/tags/texte2016/

Rahmenprogramm des Bachmannpreises: Heinz Bachmann "Ingeborg - Wie ich meine Schwester in Rom sah" Fotografien

Die Ausstellung im Musilhaus, 9020 Klagenfurt - Bahnhofstraße 50, läuft bis 25.November des Jahres.

Alle Fotos: BRG19/W.Pobaschnig